Die Geschichte vom Mädchen mit dem inneren Druck und den hohen Erwartungen

Es war einmal ein kleines Mädchen, dass bereits im Bauch ihrer Mutter die Entscheidung getroffen hatte, es in diesem Leben außergewöhnlich gut, ja gar perfekt zu machen. Sie wusste, dass das eine schier unmögliche Aufgabe sein würde, da wir als Mensch die Unvollkommenheit erfahren.  Dennoch konnte sie nicht anders, und so erschuf sie sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ihres Lebens einen inneren Druck.

Sie hatte sich passender Weise ein Umfeld ausgesucht, in dem Leistung und Perfektion großgeschrieben und vorgelebt wurden. So träumte das kleine Mädchen sehr früh davon, auch einmal sehr erfolgreich zu sein, und auch wenn sie viele Dinge in ihrem Leben von außen betrachtet sehr gut machen würde, so empfand sie stets doch selbst nie eine echte tiefe Freude über das geleistete. In ihrer Wahrnehmung war es schlichtweg nie gut genug. immer hätte es noch besser sein können. Und die Freude in ihrem Tun wurde weniger und weniger. Sie vergaß immer mehr lobend und liebevoll mit sich selbst zu sein, und dass es darum geht zu sein statt zu werden. 

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass das Mädchen sich mit der Zeit in der sie förmlich durch das Leben rannte, Situationen erschaffen musste, in denen sie sich vom Leben ausbremsen ließ. Lange Zeit existierte der Glaubenssatz 'mein Kopf funktioniert perfekt, nur mein blöder Körper nicht'. Sie erinnerte sich einfach nicht mehr an das unglaubliche Geschenk ihres Körpers. Sie vergaß ihr Körperbewusstsein. Sie begann immer mehr unbewusst ihr Herz zu verraten und sich vom kleinen Ego leiten zu lassen.

Das von ihr gewählte Umfeld stellte unbewusst hohe Erwartungen an sie und eine Überforderung schlich sich in ihre erschaffene Realität. Sie wusste nicht mehr um ihren Selbstwert, der doch einzig und allein durch ihr bloßes Sein gegeben war. Somit rannte sie funktionierend, mit sehr hohen Erwartungen an sich selbst, angefeuert durch einen immensen Druck durch ihr Leben. Und wenn sie einmal nicht rannte lag sie flach.

Das Mädchen wurde zur Frau und erwachte, als es an der Zeit sein sollte, mehr und mehr aus ihrem Dämmerschlaf. Sie zog Meditation und Yoga in ihr Leben und öffnete sich immer mehr dafür ihrem Herzen zu folgen und loszulassen vom Streben nach Erfolg und Leistung. Sie stellte sich immer wieder die Frage nach ihrem Lebenssinn und wünschte sich tiefe Erfüllung. Indem die Frau ihr Herz wieder mehr für sich öffnete änderte sich nach und nach auch ihr Außen. Sie erinnerte sich an ihre Sehnsüchte und an ihre Herzenswünsche und folgte diesen mehr und mehr. 

Ein wenig später in ihrem Leben traf sie einen Erdenengel, die sie darin unterstützte aus dem Dämmerzustand noch mehr zu erwachen und ihr durch Impulse bewusst machte, dass sie als Schöpferin ihrer Lebenswahrheit auch das Gegenteil erschaffen und alte, unwahre Glaubenssätze transformieren kann. So begann sie also nach und nach sich ihrer Glaubenssätze bewusste zu werden, diese von inneren Kreidetafeln wegzuwischen und stattdessen neue ins Leben zu geben. Sie begann immer mehr Klarheit über ihre unwahren Denkmuster zu gewinnen und sich selbst auf die Schliche zu kommen. Zu Beginn dieser neuen Bewusstheit wirkte es zum Teil ernüchternd und auch enttäuschend wie sehr Druck, hohe Erwartung und funktionieren ihr Leben noch bestimmten. Doch sie erlaubte sich in ihrem Tempo und in kleinen Schritten neue wahre Gedanken zu denken, immer mehr loszulassen und milde mit sich selbst zu sein.

 

Dabei nahm die heutige Frau das kleine Mädchen von damals an die Hand. Sie erzählte ihr, dass sie nun die Verantwortung für es übernehmen, ihr Liebe, Geborgenheit und Halt geben und Vater und Mutter zugleich sein werde. Die Frau erzählte dem Mädchen auch, dass es irrtümlich gedacht hatte, es müsse perfekt sein, so hohe Erwartungen an sich stellen und rund um die Uhr funktionieren um geliebt zu werden. 

 

Da die erwachsene Frau immer wieder den Kontakt zu dem kleinen Mädchen suchte und ihr liebevoll Aufmerksamkeit schenkte wuchs auch das Vertrauen der Kleinen. Das hatte zur Folge, dass das kleine Mädchen der Erwachsenen nun immer mehr von ihrer in der Kindheit erfahrenen Gefühlswelt rund um den inneren Druck zeigte. Sobald der Frau dies bewusst wurde sprach sie die Kleine liebevoll an: ‚Danke, dass du es mir zeigst mein Schatz. Ich werde den Druck für dich fühlen, denn du konntest es damals nicht.‘ Und so fühlte sie für das kleine Mädchen den Druck, dass perfekt sein wollen und die so hohen Erwartungen an sich selbst. Nach einigen Malen veränderte sich das was zu fühlen war. Beim genaueren hin spüren zeigte sich plötzlich ein großer Widerstand, ja ein riesiges Nein zu allem. Da dieser auch keine Anstalten machte zu verschwinden, entschloss sich die Frau nun ihn zu fühlen. Und je mehr sie wiederum fühlte, desto leichter fand sie wieder einen Zugang zu sich selbst und der Kleinen in ihr. 

 

Mit einem Mal und unerwartet konnte der Widerstand gehen und genauso plötzlich waren die Trauer und Enttäuschung über sich selbst da. Wieder einmal stellte die Erwachsene sich auch bejahend diesen von ihr erschaffenen Gefühlen und ließ sie bewusst mit Entschlossenheit, Mut und einem liebevollen Blick auf sich selbst da sein. Und je mehr sie fühlte desto mehr konnte sie dem kleinen Mädchen erlauben loszulassen. Auch mal liegen zu lassen, sein zu lassen, langsamer zu gehen statt zu rennen und sich zu loben in dem Bewusstsein, dass sie es immer so gut gemacht hatte wie sie konnte. Die Frau erzählte der Kleinen, dass wir Menschen nun einmal hier in der Unvollkommenheit sind und jeder es immer so gut macht wie er kann. Und auch die Erwachsene traf bewusst die Entscheidung von nun an wieder die Freude über das Tun an erste Stelle zu stellen.

 

Schlussendlich brachte auch dieser Prozess die beiden nur noch näher zusammen und unterstütze die Frau noch liebevoller und sanfter mit sich selbst umzugehen. Und so wenden die beiden sich den nächsten Erfahrungen zu, die auf ihrer Seelenreise im Prozess des Lebens noch auf sie warten.

 

Von Herzen

 

Nadine

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