Unsere Kinder - Seelenpartner, Spiegel, Lehrer - und grenzenlose Liebe

Unsere Kinder sind unsere Seelenpartner. Gekommen, um uns zu lehren, zu spiegeln, im Familiensystem auszugleichen. Sie leben für uns die Gefühle aus, die wir in uns noch unterdrücken und ablehnen. 

Was bringt euer Kind für dich an die Oberfläche? Welche Gefühle lehnst du (noch) in dir ab oder erlaubst du dir selbst (noch) nicht, die euer Kind zum Ausdruck bringt? Welche Knöpfe drückt es in dir? Welche Gefühle löst es immer wieder durch ein bestimmtes Verhalten in dir aus? Und welchen Part übernimmt euer Kind innerhalb des familiären Systems, damit das Gleichgewicht hergestellt wird? 

Nimm dir doch einmal über drei Wochen jeden Tag zehn Minuten Zeit und beantworte diese Fragen schriftlich. Du wirst viel über dich erkennen können. Als mir bewusst wurde, dass unser erstgeborener Sohn mir mit seinen damals 1,5 Jahren immer wieder den Spiegel vorhält und mir unbewusst so gut dient, habe ich auch diese Erfahrung für mich angenommen und begonnen in mir zu verändern. Je mehr ich mir erlaubte Wut zu fühlen, desto weniger musste er sie für mich zum Ausdruck bringen. Je mehr ich begann klar für meine Bedürfnisse einzustehen und fürsorglich mit mir zu sein, desto weniger löste er Überforderung in mir aus. Zu Beginn war ich irritiert, dass die von ihm gelebte Wut meine sein sollte. Jedoch zeigte sich immer wieder, dass ich mit diesem Gefühlsausdruck in Resonanz ging. Irgendwann habe ich begonnen mich selbst zu fragen, ob ich wütend sein darf. Die Antwort war damals noch nein. Meine schon lange in mir abgespeicherte und abgelehnte Wut durfte damals nicht an die Oberfläche kommen. Nach dieser Erkenntnis begann ich mir mehr und mehr zu erlauben meine Wut zu fühlen. Insbesondere in den Momenten in denen mir unser Kind seine Wut zeigte und ich mich davon getriggert fühlte. Und plötzlich schaute er mich an, lächelte, und seine Wut war verflogen. 

 

Der Rucksack, den wir uns anziehen, wenn wir hier in dieses Leben kommen, beinhaltet die Themen die auch unsere Eltern mit sich tragen, wie zum Beispiel Angst oder Schwere oder Kleinheit. Ebenso tragen unsere Kinder einen Rucksack, der zum Teil unsere Themen spiegelt. Dadurch ist sichergestellt, dass wir von allen Seiten gespiegelt werden und eine gute Möglichkeit haben hinzuschauen und zu wachsen. Dieses Wissen hilft mir. Auch wenn ich mir als Elternteil von noch Kleinkindern im 24/7 Modus manchmal wünsche ich könnte die Stopptaste drücken um in Ruhe hinzuschauen, zu reflektieren, sacken zu lassen und sukzessive in mir zu verändern - nein, in diesem allzu irdischen Alltag darf das mitten im Leben stattfinden.

 

Unsere Kinder zeigen uns auch jeden Augenblick woher wir alle kommen. Sie sind, sie sind im Augenblick, sie zeigen jedes Gefühl, sie sprechen wahrhaftig, sie lieben das Spiel, sie schenken sich Pausen, sie nehmen ihre Bedürfnisse wahr und stellen diese an erste Stelle, sie begeistern sich für das Leben, sie haben eine unbeschreibliche Phantasie und Kreativität, sie lieben wertfrei, bedingungs- und grenzenlos, sie bringen ihren ganz individuellen Ausdruck ins Leben. Sie sehen die Welt als etwas Wundervolles an. Für sie gibt es nichts was nicht möglich ist. Weit geöffnetes Herz. Pure Freude und Leichtigkeit. Reine Liebe. 

Das ist der Ur-Zustand zu dem wir alle zurück wollen. Genieße mit eurem Kind durch den Wald zu spazieren und dich für ein Blatt zu begeistern, dass der Wind durch die Luft weht. Spring mit ihm in Pfützen und lache aus voller Kehle. Vergiss einmal die Zeit die in der Kinderwelt sowieso nicht existiert. Besuche die Kühe auf der Weide und fragt sie wie es ihnen geht. Nimm ein Picknick mit und freue dich es mitten auf einer Wiese zu essen. Stimme mit in ein frei kreiertes Lied ein und singe voller Inbrunst. Leg dich einfach mit ins Gras und schenk dir eine Pause. Lass dich mitnehmen ins Kind sein. In den Zustand von einfach nur sein anstatt irgendwas müssen. Einen besseren Lehrer können wir nicht finden. Öffne dich für das Kind in dir, was dadurch wieder ganz wach und lebendig werden darf.

 

Vielleicht wirst du feststellen, dass du dich nicht immer in dieses Kind sein hineinfallen lassen kannst. Auch das darf sein. Schenk dir jedoch den bewussten Blick darauf und erkenne dich dadurch mehr und mehr. Vielleicht hilft es dir auch ganz bewusst dein inneres Kind zum Mitspielen einzuladen. Erinnere dich daran was dir früher Freude bereitet hat. Und erlaube dir mehr und mehr wieder in dein Leben zu integrieren. Wie lebst du das kindliche Spiel? Schaust du eurem Kind zu oder spielst du frei und authentisch mit? Erlebt ihr Augenblicke in denen ihr die Leichtigkeit und Begeisterung im Spiel oder beim Entdecken der Welt teilt? Kannst du dich fallen und einlassen oder denkt dein Kopf während dessen etwas völlig anderes? Tust du so als ob du spielst oder bist du auch in dem Moment ganz du?

 

Khalil Gibran schrieb: ‚Eure Kinder sind nicht eure Kinder... Sie kommen durch euch aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.‘ Dieses Gedicht hat mich tief berührt und bestärkt unseren Kindern Freiräume zur Selbstentfaltung und -verwirklichung zu schenken. Ich darf die Fürsorge in den ersten Jahren übernehmen, sie mit Liebe und Aufmerksamkeit beschenken, ihnen Halt und Wärme geben und sie in ihrem eigenen Tempo ihren individuellen Weg gehen lassen. Wie gut gelingt dir das? Traust du eurem Kind den eigenen Weg zu? Darf es eigene Erfahrungen sammeln die es reifen und wachsen lassen? Kannst du dich dafür öffnen auf Augenhöhe mit eurem Kind zu kommunizieren, dass dir vermutlich viel mehr lehren kann als du ihm oder ihr? Wie sehr vertraust du dem Prozess des Lebens auch rund um die Erfahrungen mit eurem Kind?

 

Ich fühle eine große Dankbarkeit für die Erkenntnis, dass auch in der Beziehung zu meinen Kindern meine Übung darin besteht mehr über mich zu erfahren, zu erkennen und verstehen, anzunehmen und zu verwandeln. Und dass ich keine Fehler machen kann, da ich zu jedem Zeitpunkt das beste gebe was ich kann. Meine Kinder haben mich ebenso ausgesucht wie ich sie, um all diese Erfahrungen hier auf Erden miteinander teilen zu dürfen. 

 

Kurz vor der Geburt unseres zweiten Sohnes bin ich gespannt wen ich zu uns ins Leben gebären werde. Was es durch ihn zu erfahren gibt um noch mehr in mein wahres Selbst hinein zu wachsen. Was lehren deine Kinder dich? 

 

Von Herzen 

Nadine

 

 

 

 

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